söndag 18 december 2011

SJ

oder SVENSK JÄRNVÄG ist hier was in D die DB ist. Hier sitzt man entweder zu kurz oder zu lange drin. So lernt man auch ganz andere Seiten dieses Landes kennen, wenn man plötzlich in-the-middle-of-nowhere aus dem Zug gekickt wird, weil, ja weil irgendetwas passiert ist. Was, ist nicht einfach zu ergründen, nur dass es passiert ist fast sicher.
So wie neulich, als wir im tiefsten Småland den Zug velassen mussten in einem Ort, der eigentlich keinen Namen verdient hätte. Wahrscheinlich geschieht das alles aus landeskundlich edukativer Absicht, dumm nur, das man die zweifellos tolle Natur bei abgundtiefer Dunkelheit so gar nicht schätzen kann. Bewunderswert meine schwedischen Mitbürger, die mit fast schon lethargicher Geduld all das hinnehmen und sich auch noch bedanken, dass es ja (in vermutlich höchstens 2 Stunden) sogar einen Bus gibt, der Sie aus der Öde zurück an den heimischen Herd bringt, nach geradezu lächerlichen nur 5 Stunden Verspätung, pahh...
Wenn es also mal wieder aus den Lautsprecher tönt "Ja, här kommer nu trafikinformation", also "es gibt Neuigkeiten", dann heisst es sich warm zu kleiden, noch mal eben das Zugklo besuchen, sich zu  entspannen, sich schildkrötenartig auf Puls 30/min zu relaxen, denn nun ist das traute Heim erstmal in Weite Ferne gerückt und die Kälte der schwedischen Natur allumgebend.
Es gibt nur leider so wenig Alternativen in dem grossen Land, Autofahren bei Tempo höchstens 80 und permanenter Gefahr dass so ein trotteliger Elch in winterlicher Verarmung an Mineralien plötzlich das Strassensalz ablutscht und später dann meine Wangen, Nein. Fliegen geht auch nicht, entweder weil Vogelschwärme die Propellor blockieren, und man statt 50 Minuten Flug, dann plötzlich 7 Stunden im Bus sitzt, oder weil der Schnee, der Böse, keine Taxis mehr fahren lässt, die einem vom Flugplatz abholen könnten, sodass es dann heisst, eingedänk das alten Müllers und dessen unerklärlicher Wanderslust nach Hause zu laufen, dauerte nur eine Stunde, im Schneetreiben, mitten auf der Hauptstrasse, daneben lag nämlich der Schnee nämlich in Kopfhöhe.
Interessant auch, dass das schwedische Problem der Dezentralisation des Eisenbahnnetztes auch bei Kindern schon bekannt ist, wie der u.a. Bilderwitz illustriert: Die Kinder spielen Eisenbahn, dann von links nach rechts: "Meine Schienen sind im Arsch, kannst Du die reparieren?", "Nein, die gehören mir nicht!", "Die Bremsen dieses Zuges sind hin", "Oh, aber ich kan Dir nicht helfen, ich bin gerade Konkurs gegangen" und die Mama: " Wie suess, spielen sie schon wieder deregulierte Eisenbahn".

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